Akupunktur - Elektroakupunktur in der Zahnmedizin
Mit Elektroakupunktur werden zwei verschiedene Verfahren in der Medizin bezeichnet:
- elektromedizinische Verfahren, die auf Ansichten der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), speziell der Akupunktur, beruhen und häufig mit Lehrmeinungen der klassischen Homöopathie (Homöosiniatrie) kombiniert sind.
- Akupunkturverfahren mit Nadeln, die zusätzlich mit elektrischem Strom stimulieren (transkutane Hyperstimulation).
Die Elektroakupunktur ist eine alternativ-medizinische Methode. Nach Meinung ihrer Begründer wird davon ausgegangen, dass sich die Akupunkturpunkte der TCM durch einen unterschiedlichen elektrischen Hautwiderstand von der umliegenden Haut unterscheiden. In Deutschland hat die Elektroakupunktur durch die Arbeiten des Arztes Reinhold Voll (EAV) in der Mitte des 20. Jahrhunderts größere Verbreitung gefunden.
Prinzip der ElektroAkupunktur (nach) Voll
Der elektrische Hautwiderstand wird in Ohm zu einem bestimmten Bezugspunkt an verschiedenen Akupunkturpunkten gemessen. Ein solcher Bezugspunkt ist entweder eine mit der Hand berührte Elektrode oder ein anderer elektrisch leitender Gegenstand, welcher mit dem Patienten verbunden ist.
Diagnose (Untersuchung)
Nach Voll soll der gemessene Widerstand zwischen 10 Kiloohm und maximal vier Megaohm betragen. Der dabei verwendete Strom beträgt 10 µA( Mikroampere). Der so ermittelte Messwert wird bei den für die Messung eingesetzten Geräten als Zahl zwischen 0 und 100 angezeigt. Dabei zeigt der Wert 0 den höchstmöglichen Hautwiderstand an, der Wert 50 einen Widerstand von etwa 95 Kiloohm und der Wert 100 keinen Widerstand (0 Ohm).
Die Widerstandsmessung soll Aufschluss über Störungen im Körper liefern. Diese Störungen sollen dann mittels Nosoden geheilt werden. Nosoden sind aus “Krankheitsprodukten“ hergestellte Substanzen, denen analog der homöopathischen Lehre heilende Wirkungen zugeschrieben werden.
Die EAV bezieht bei ihrer Arbeit Elemente der traditionellen chinesischen Akupunktur sowie die Medikamentenlehre und die Vorstellungen der Homöopathie nach Hahnemann ein.
Akupunkturpunkte
An über 1000 verschiedenen Akupunkturpunkten, in der Regel jedoch zumeist nur an etwa 120 Punkten an Händen und Füßen, wird der Hautwiderstand gemessen. Danach erfolgt die Auswertung gemäß einer Skala, welche auf den EAV-Geräten angebracht ist. Der mittlere Zeigerwert = 50 gilt in der Elektroakupunktur als gesunder Wert. Werte unter 50 sollen regenerative (erholende) Tendenzen anzeigen. Liegt der Wert zwischen 50 und 100, speziell mit einer Tendenz gegen 100, so werden entzündliche Tendenzen angenommen. Manchmal tritt ein ganz besonderes Phänomen auf: Der Zeiger steigt zuerst und fällt unmittelbar danach sehr stark ab. Dieses Phänomen nennt man Zeigerabfall. Es soll akute Gesundheitsprobleme anzeigen.
Medikamententests
EAV-Messungen erfolgen im Meridianverlauf. Deswegen soll ein geübter Therapeut mit ihnen unterschiedliche Zusammenhänge aufspüren können. Auch Medikamententests sollen mit der EAV durchgeführt werden können. Bei ihnen wird ein Wirkstoff, Medikament oder homöopathisches Präparat in einen metallenen Becher verbracht, den der Untersuchte in der Hand hält. Daraufhin wird mithilfe des EAV-Gerätes der Hautwiderstand gemessen. Nach Meinung der EAV-Anwender bzw. der Gerätehersteller können auch alle Lebensmittel mit diesem Verfahren auf ihre Umweltverträglichkeit getestet werden.
Behandlung
Um das geeignete homöopathische Mittel herauszufinden, wird ein Resonanztest durchgeführt. Bei dem Resonanztest werden in das Gerät zur Hautwiderstandsmessung Proben verschiedener homöopathischer Mittel eingebracht und die Reaktion des Messgerätes auf diese Proben ausgewertet.
Der Patient bekommt anschließend die als “heilend“ ermittelten Präparate verabreicht. Diese individuellen Nosoden können getrunken oder gespritzt werden. In Abhängigkeit von der jeweiligen Diagnose ermittelt der Therapeut die Dauer, über die der Patient die Medikamente einnehmen muss. Auch die Menge der Medikamente, die zur Heilung nötig sind, werden vom Therapeuten festgelegt.
Indikationen (Einsatzgebiete)
Die EAV wird im Bereich der alternativen Medizin diagnostisch (zur Untersuchung) und therapeutisch (zur Behandlung) eingesetzt. Indikationen sind:
- Allergien
- Neuralgien
- Kopfschmerzen
- Neurodermitis
- Leber- und Nierenschwäche
- Magen- und Darmerkrankungen
- Zahnschmerzen
Kritik
Die wissenschaftliche Medizin hält die EAV (ähnlich wie auch die Radionik und ähnliche Verfahren) für wirkungslos. Der Hautwiderstand wird hauptsächlich durch die Aktivität der Schweißdrüsen bestimmt. Schon allein aus diesem Grund ist seine Nutzung zur Diagnose und Bewertung von Krankheiten nicht praktikabel. Die Aktivität der Schweißdrüsen wird nämlich noch von weiteren Faktoren beeinflusst, die nicht mit Krankheiten oder Störungen in Verbindung stehen. Auch kann der Behandler mit der Testelektrode bei der Messung individuell verschieden stark auf die Haut drücken. Dies zieht bereits eine Widerstandsänderung nach sich.
Zu bedenken ist, dass der Untersucher prinzipiell bei der EAV das Messergebnis willentlich beeinflussen kann. Um diesen Einfluss zu minimieren, wurden spezielle Testelektroden entwickelt, welche die Messung immer mit einem konstanten Druck ermöglichen. Diese speziellen Elektroden jedoch finden leider in der Regel keine Anwendung bei den einzelnen Therapeuten.
Kosten
Es ist nicht möglich eine auch nur annähernde Aussage über Kosten für Diagnosen und Therapien mit der Methode der Elektroakupunktur zu treffen. Zu unterschiedlich sind die Beträge welche von den einzelnen Behandlern dafür verlangt werden.
Kostenerstattung
Diagnose- und Therapiemaßnahmen im Rahmen einer Elektroakupunktur werden von gesetzlichen Krankenkassen wegen des fehlenden Wirksamkeitsnachweises nicht bezahlt . Eine Kostenübernahme bei Vorliegen von ergänzenden Zusatzversicherungen bei gesetzlich Versicherten muss mit den Versicherern im Einzelfall geklärt werden. Das Gleiche gilt für Privatversicherte.
Empfehlenswert ist eine diesbezügliche Anfrage vor dem Untersuchungs- und Behandlungsbeginn.
Fazit
Sehr häufig werden z. B. (vermeintliche) Amalgamallergien mittels der EAV-Methode diagnostiziert. Auch einem schulmedizinisch ausgerichteten Zahnarzt, dem die Hintergründe und fehlende Wirksamkeit der EAV bekannt sind, fällt es zuweilen schwer, dem Patienten, der auf der Suche nach einer wie auch immer gearteten Erklärung für seine Beschwerden Hilfe bei einem EAV-Behandler gesucht hat, den Sinn dieser Messung bzw. dieser Methode klarzumachen. Wer dennoch vom Sinn der EAV überzeugt ist (wurde), sollte sich allerdings nicht wundern, wenn ein Ergebnis ausbleibt und seine Beschwerden weiterhin bestehen.