Atemfrisch – auch ohne Pfefferminz
Ein unangenehmer Geruch aus dem Mund hat meist viele Ursachen. Weiterhelfen kann ein Termin in der Zahnarztpraxis
Mundgeruch ist unangenehm, oftmals abstoßend und gilt nicht umsonst als Kontaktkiller. Der Betroffene nimmt den schlechten Atem an sich selbst nicht wahr und ist auf den möglichst diskreten Hinweis seiner Mitmenschen angewiesen. Betroffen sind nicht wenige: 25 Prozent der Bevölkerung leiden zu bestimmten Tageszeiten an Mundgeruch, bis zu 7 Prozent sogar 24 Stunden am Tag.
Der Magen ist nur selten schuld
Wer sein Problem kennt, sollte möglichst bald zahnärztliche Hilfe aufsuchen. Denn in 90 von 100 Fällen liegt die Ursache im Mundraum. „Noch heute gehen viele Menschen zum Arzt, weil sie glauben, das Problem kommt vom Magen. So manch einer hat sogar eine Magenspiegelung über sich ergehen lassen“, sagt Professor Filippi vom DGZMK-Arbeitskreis Halitosis.
Halitosis ist der medizinische Fachbegriff für Mundgeruch. Seine Ursachen sind nur zu 8 Prozent im Bereich der Atemwege zu finden, zum Beispiel bei einer Entzündung der Kieferhöhlen oder des Rachens. In seltenen Fällen ist der Magen schuld. Der Gang zum Arzt ist daher erst ratsam, wenn keine oralen Ursachen erkennbar sind.
Beläge auf der Zunge häufig Auslöser
Mundgeruch entsteht, wenn Bakterien aus der Mundflora organisches Material zersetzen, zum Beispiel Nahrungsreste, Blut- und Speichelbestandteile sowie Schleimhautzellen. Das Ergebnis dieser bakteriellen Zersetzung: flüchtige und übel riechende Schwefelverbindungen.
Am wohlsten fühlen sich die Bakterien in Schlupfwinkeln der Mundhöhle, vor allem auf der rauen Oberfläche der Zunge. Untersuchungen zeigten im Belag auf der Zunge eine 10-fach erhöhte Bakteriendichte. Zungenbelag zählt daher zu den häufigsten Ursachen für Mundgeruch.
Auch Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Entzündungen des Zahnhalteapparates (Parodontitis) mit Bildung bakterieller Taschen können zum geruchsintensiven Atem führen. Ebenso eine unbehandelte Karies, eine vernachlässigte Mundhygiene und Prothesenpflege sowie eine Pilzinfektion im Mund.
Ursachenfindung ist Voraussetzung
Das Lutschen von Pfefferminzbonbons überdeckt nur das Problem. Dauerhaft frischer Atem ist zu erwarten, wenn die Ursachen erkannt und gezielt behandelt werden. „Eine Standardbehandlung für Mundgeruch gibt es nicht“.
Auch ein alleiniger Auslöser kommt selten vor, denn das Geruchsproblem wird durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren ausgelöst. Das kann auch ein trockener Mund sein, etwa durch Mundatmung oder zu wenig Speichel. Eine Situation, die zum Beispiel durch Stress, Rauchen, viel Kaffeetrinken oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente entsteht. Eine ausreichende Speichelbildung hilft, die geruchsaktiven Stoffe im Mund zu verdünnen und wegzuspülen.
Manchmal ist das Problem eingebildet
Manche Menschen glauben übrigens nur, an Mundgeruch zu leiden. Die lassen sich dann aber vom Gegenteil überzeugen, wenn bei der Diagnose in der Zahnarztpraxis kein Geruch feststellbar ist. Die Diagnose kann durch Untersuchung des Atems durch den Zahnarzt erfolgen, eventuell ergänzt durch ein spezielles Messgerät, das die geruchsaktiven Stoffe in der Atemluft misst.